Der Himmel sieht zwar übel aus, es ist kurz vor 18 Uhr und fast dunkel, aber noch ist die See ziemlich ruhig und der Wind fast eingeschlafen. Die sogenannte Ruhe vor dem Sturm

Wir befanden uns noch im Windschatten von Veli Tun, einer kleineren Insel westlich von Sestrunj gelegen, vielleicht eine gute Stunde, vielleicht eineinhalb Stunden von der Einfahrt zur windgeschützten Bucht von Brgulje entfernt, als wir uns entschließen, zumindest das Großsegel zu bergen und die Maschine mitlaufen zu lassen. Zum einen dümpeln wir hier fast auf der Stelle, zum anderen ist jetzt ganz klar, dass wir in ein Unwetter laufen. Die bedrohliche Front zieht jetzt immer schneller in unsere Fahrtrichtung. Aber wir hoffen, noch rechtzeitig die Bucht von Molat zu erreichen.

Wie auf Knopfdruck setzt von einer Sekunde zur anderen ein ausgewachsener Sturm ein. Die See wird rauh, der Wind hat von der offenen See her freie Bahn. Wir sind froh, die Segel unten zu haben und können beobachten, wie zwei andere Segler zu kämpfen haben, die nicht einmal gerefft hatten. Es wird jetzt auch für uns ungemütlich, ich kann das Schiff gegen den Wind nicht mehr halten, zu chaotisch fallen die Sturmböen über uns her. Die "Perseide" ist für so eine Situation deutlich untermotorisiert. Ich muss abdrehen und wir laufen mit achterlichem Wind und Wellen ab. Gott sei Dank haben wir freien Seeraum vor uns. 

 

Als Rolf bei dem chaotischen Getanze des Schiffes endlich in seinem Ölzeug ist, bin ich klitschnass geregnet, bevor auch ich mich entsprechend anziehen kann. Es ist sogar deftiger Hagel dabei und ich ziehe mir den Buff über die Ohren, damit es nicht so weh tut. Sieht zwar bekloppt aus, wie so ein altes Waschweib, aber es hilft.

Wir machen uns Gedanken, wohin es jetzt gehen soll. Nahgelegene Ausweichhäfen - Fehlanzeige. Zumindest gibt mein - zugegeben schon etwas betagtes - Hafenhandbuch Kroatien nichts her. Tolle Seemannschaft, sich erst im Angesicht des Weltunterganges über Alternativen Gedanken zu machen. Also laufen wir erstmal ab.

Das Gute an diesen plötzlichen Unwettern ist, dass sie genauso schnell wieder vorüber sind. Nach etwa einer halben Stunde ist der Spuk vorbei. Es waren zwar sehr lange dreißig Minuten, aber jetzt tun Wind und See so, als wäre nie etwas gewesen. D.h. Molat zweiter Versuch.  

Wir drehen um und nehmen Kurs auf Brgulje. Mit dem letzten Licht schaffen wir es bis zum Bojenfeld, klaren das Schiff auf und genießen den windstillen Sonnenuntergang wiederum mit Spaghetti und Tomatensoße (aus der Konserve) und einem herrlichen südtiroler Lagrein.

Montag, 13. Juni 2016    Molat  -->  Silba, Osthafen

 

Heute geht es definitiv wieder auf den Rückweg. Wir wählen Silba als nächstes Ziel. Viel mehr gibt es nicht als Zwischenstation nach Veruda. Silba ist gut 15 sm entfernt, liegt also direkt vor der Tür. Wir können uns Zeit lassen mit dem Auslaufen. Das nächste Mal wollen wir es anders machen. Viel früher raus, aber dafür über die Mittagszeit irgendwo in einer schönen Bucht ankern und entspannen. Klar, für Kopf und Seele ist das Segeln schon entspannend, aber körperlich irgendwie nicht die reine Erholung. Auch wenn unsere Etappen alle recht kurz waren, mussten wir halt doch immer zusehen, dass wir rechtzeitig vor dem Dunkelwerden in einen Hafen kommen. Ankern über Nacht in irgendeiner Bucht haben wir nicht wollen. Wer will schon Ankerwache gehen. Das Revier ist zwar tagsüber ganz überwiegend unproblematisch, aber nachts bei schlimmen Wetter wollte ich nicht gezwungen sein, den Ankerplatz zu verlassen. Dazu kennen wir zu wenig das Revier und die Gegebenheiten. 

Bei bestem Segelwind ging es auf die kurze Etappe.

Silba ist eine wirklich besuchenswerte Insel. Kleiner geschützter Hafen, allerdings ohne Service. Aber das Restaurant direkt am Hafen ist sehr gut. Man spricht Deutsch und bemüht sich sehr um die lokale Küche.

Eine Begegnung der Dritten Art hatten wir noch mit unserem Stegnachbarn "Segelreisen 24.de". Laut Internet ein Anbieter von Charterreisen mit Skipper und von Ausbildungstörns. Ist ja nichts dagegen zu sagen. Als wir uns der Mole nähern, um wie üblich römisch-katholisch anzulegen, stürzt der Skipper schon mit Fendern in der Hand herbei. Auch das ist o.k., höchstwahrschein-lich aus Erfahrung klug geworden. Es ist schon ein kompliziertes Manöver, besonders wenn der Wind querab kommt. Dann beim Anlegen und Festmachen der "Perseide" erhalten wir von den etwa acht "Segelkadetten" Hinweise, wie es richtig geht. Mein Ansatz ist, bei ungünstigem Wind erstmal Leinen fest und dann kommt das fine tuning, insbesondere, wenn man nur zu Zweit ist und vier Leinen in etwa zur gleichen Zeit belegen muss. Aber natürlich waren wir dankbar für die Hinweise, wie man lehrbuchartig Mooring- und sonstige Leinen belegt und aufschießt. Skurril wurde es allerdings, als der Skipper später zu uns im Restaurant an den Tisch kam und uns sagte, er habe unseren Lümmelbeschlag, also das Gelenk zwischen Mast und Baum, mit "W24" eingesprüht. Das würde quietschen. Entweder ist das ein Code unter Seglern, den ich nicht kenne und der in etwa heißt "Ihr seid Deppen" oder der Mann hat Blockwartqualitäten. Sachen gibt's!

Nach dem zweiten Einlaufbier und der Vorbestellung unseres Abendessens im Hafenrestaurant sind wir über die Insel geschlendert. Wirklich pittoresk. Wir haben auch einen Blick in die Ortskirche geworfen, in der gerade eine Messe veranstaltet wurde. Der Chor hat so schön gesungen, dass ich mich nicht getraut habe, Fotos zu machen.

Die Wege und Häuser sind äußerst gepflegt, Silba lebt hauptsächlich vom Tourismus. Auch für Kunst ist Raum mit durchaus interessanten Werken. 

 

Es dauert keine zehn Minuten, um einmal quer über die Insel zu laufen. Dann gelangt man zum Westanleger für die Fähre. Und zu einem Strandcafé, bei dem man sich in der Karibik wähnt.

 

Dienstag, 14. Juni 2016   Silva  -->  Veruda

Der Schlag zurück nach Veruda von Silva ist ziemlich lang, etwas über 40 sm. Windvorhersage um 3 Bf aus westlicher Richtung. Nordnordwest ist unser Kurs, wir werden wohl anliegen können. Dennoch, auf jeden Fall rechnen wir mit ca. zehn Stunden, die wir benötigen werden. Also tatsächlich mal ganz früh raus. Um halb sieben klingelt der Wecker, um sieben sind die Leinen los. Zu früh für Kommentare unserer Nachbarn, obwohl Rolf meinte, er hätte gehört, ".... wie kann man nur in Schlappen segeln" oder so ähnlich.

Recht hat er!

Herrlich, so früh rauszusegeln, kühler Wind, alles ganz ruhig und von achtern kommt ein Segler auf, also Regatta! Schade, biegt ab in den Hafen. Wir genießen unseren letzten Schlag, der Kaffee ist heiß und wie in alten Zeiten gibt es "de Beukelaer Prinzenrolle", es verspricht, ein schöner Segeltag zu werden. 

Herr Schulz gibt alles, ist aber gegen Mittag völlig ermattet.

Ich mag diese kleinen Inseln. Wäre schön, eine zu besitzen

 

Als wir uns Veruda nähern, blicken wir in einen tiefdunklen Himmel.

Nicht schon wieder, bitte!

Unser Stoßgebet wurde erhört und als wir die Seezeichen vor der Uvala Soline und den Leuchtturm Porer fast erreicht haben, war die Front vorbeigezogen und es klarte auf.

 

Gut zwei Stunden später nach dem Tanken lagen wir wieder am Steg von Pitter Yachtcharter in Veruda. Trotz einiger Unbill gab es keinen Schaden zu beklagen. Wir Jollensegler konnten mal wieder in die nächsthöhere Segelklasse hineinschnuppern und das haben wir ganz gut hinbekommen.

Zum Schlafen für die letzte Nacht in Veruda sind wir dann allerdings auf unsere eigene Yacht gewechselt.